Geknickt und vorgespannt – Baustellenbesuch Neues Podium Berlin, 2020

BUSINESS Neues Podium

Es entsteht auf der Rückseite des Alexanderplatzes und ist doch ein Vorzeigeprojekt: Das „Neue Podium“ nach Plänen von gmp Architekten unter der Bauherrschaft von Tishman Speyer Properties. Der Ergänzungsbau zum inzwischen denkmalgeschützten 17-geschossigen „Pressehaus“ wartet mit einer spektakulären Glasfassade auf. Sie bringt die markante Stahlbetonkonstruktion des wie mit dem Messer zugeschnittenen Baukörpers klar zur Geltung. Das Besondere: Anstatt wie üblich zurückgesetzte Staffelgeschosse hinter die Traufkante zu setzen, ließen die Architekten den Baukörper ab dem vierten Obergeschoss spitzwinklig abknicken. Die obersten Geschosse des Gebäudes bilden so die reine geometrische Form eines dreiseitigen Prismas und verbinden sich mit dem darunter liegenden Quader zu einem kristallinen Körper.

Doch wie konstruiert man solch eine reine Form? Auf einem Baustellenbesuch mit einem Teil des Teams wollten wir vor Ort erleben, wie unsere statischen Berechnungen und Ideen in die Tat umgesetzt werden. Denn hinter der „einfachen“ Geometrie verbirgt sich eine ausgeklügelte Statik: Die außen liegenden Stahlbetonstützen der „Dachkonstruktion“ sind sowohl geneigt als auch geknickt, sie werden als Fertigteile hergestellt. Einige der Stützen verlaufen sogar über zwei Geschosse und sind bis zu 8 Meter lang. Um den Schalungsaufwand auf der Baustelle und die daraus resultierende Bauzeit minimal zu halten und einen homogenen Eindruck zu erzielen, wurde bei den Fertigteilstützen ein Stumpfstoß ausgeführt, der Kräfte rein über Druck überträgt. Es erfolgt also kein Anschluss der Bewehrung aus einer Stütze in die nächste, sondern es wird lediglich eine horizontale Halterung der Stützenfüße mittels eingebohrter Gewindestangen hergestellt. Um innerhalb der Konstruktion zudem möglichst schlanke Deckenquerschnitte unter Einhaltung der zulässigen Verformungen zu erhalten, sind die Decken zum Teil vorgespannt ausgeführt. Bei der hier eingesetzten „Stützstreifenvorspannung“ wurden Spannglieder mit je 2, 3, 5 oder 7 Spannlitzen eingebaut. Zum Baustellentermin mussten diese Spannlitzen teilweise einzeln vorgespannt werden, da die schräge Anordnung in der Decke den Einsatz eines entsprechenden Großgerätes verhinderte.